Autor Thema: Anfänger-Fragen  (Gelesen 2062 mal)

Offline Rosini

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Anfänger-Fragen
« am: April 21, 2020, 13:37 »
Hallo in die Runde!
Bei mir wurde im Januar bei einer Routine-Kontrolle ein (extrem) hoher Blutzuckenwert (350) festgestellt. Meine Hausärztin hat mir Metformin  verordnet und mich zwecks Diabetes-Schulung an eine Diabetologin überwiesen. Dort musste ich mich zuerst der Ärztin vorstellen. Diese hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und wollte mich gleich zur Einstellung ins Krankenhaus einweisen. Das konnte ich abwenden. Sie hat mir zusätzlich Sitagliptin verordnet und ich spritze seitdem ein Langzeit-Insulin. Zusätzlich habe ich meine Ernährung drastisch umgestellt. Innerhalb kurzer Zeit habe ich meine Blutzuckerwerte in den Zielbereich (nüchtern um die 100, nach dem Essen bis 160) gebracht.  Ich habe auch ca. 5 bis 6 kg abgenommen. Und die Insulin-Dosis konnte schon einmal um zwei Einheiten reduziert werden. So weit, so gut.

Morgen sollte mein 1. Kontrolltermin bei der Hausärztin sein. Der wurde mir gerade gerade abgesagt, weil "so DMP Sachen machen wir gerade nicht". Ich war sehr gespannt, wie denn mein HbA1c Wert denn jetzt ist und bin nun etwas enttäuscht.

Meine Frage an euch: Sind meine selbstgemessenen Werte ein guter Indikator, wie der Langzeitwert aussieht? Oder kann der ganz anders sein? (In den ersten Wochen habe ich täglich 6x gemessen, jetzt nur noch 2x am Tag und an 2 Tagen 6x.)

Außerdem würde mich eure Meinung wissen bzgl. der Arztwahl. Die Hausärztin hat mich gleich im Januar in das DMP aufgenommen. Ehrlich gesagt habe ich jetzt nicht mehr so recht das Vertrauen bzgl. ihrer Kompetenz in Sachen Diabetes. Ich würde eigentlich lieber zu der Diabetologin wechseln. Ist das möglich oder muss ich immer zuerst zum Hausarzt?

Danke und Gruß

Rosini

Offline Gyuri

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Re: Anfänger-Fragen
« Antwort #1 am: April 22, 2020, 03:23 »
Zuerst mal:  :herz:-lich Willkommen  :hi:
(…)
Meine Frage an euch: Sind meine selbstgemessenen Werte ein guter Indikator, wie der Langzeitwert aussieht? Oder kann der ganz anders sein? (In den ersten Wochen habe ich täglich 6x gemessen, jetzt nur noch 2x am Tag und an 2 Tagen 6x.)

Außerdem würde mich eure Meinung wissen bzgl. der Arztwahl. Die Hausärztin hat mich gleich im Januar in das DMP aufgenommen. Ehrlich gesagt habe ich jetzt nicht mehr so recht das Vertrauen bzgl. ihrer Kompetenz in Sachen Diabetes. Ich würde eigentlich lieber zu der Diabetologin wechseln. Ist das möglich oder muss ich immer zuerst zum Hausarzt?

Danke und Gruß

Rosini
Man kann durchaus immer aus seinen gemessenen Blutzuckerwerten einen "Langzeit-Durchschnitt" errechnen. Aber ob da was Vergleichbares zum Labor-HbA1c raus kommt, ist in sehr hohem Maße davon abhängig, wie deine Messungen verteilt sind.
Wenn du z.B. nur vor dem Essen misst, erhältst du für den gleichen Zeitraum einen niedrigeren Durchschnitt als wenn du nur nach dem Essen misst.
In Zeiten vor meinem "FS Libre" nahm ich an einem Messtag immer 6 bis 9 Werten auf, aus denen ich einen Durchschnitt errechnete der "so-la-la" mit den Laborwerten übereinstimmte … aber meist unbefriedigend.
Seit ich FSL nutze, bei dem mit 96 Messwerten täglich gerechnet wird (intern rechnet das Gerät noch viel mehr) kommt die Libre-Schätzung schon eher an das Labor-Ergebnis ran.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Du hast DMP beim Hausarzt?!
Das ist bei Typ 2 fast schon normal, habe ich mir neulich sagen lassen. Ich zog um und wunderte mich, dass ich am neuen Wohnort primär zum Hausarzt gehen soll. Ich habe beim Hausarzt aber auch ein "Hausarztmodell" vereinbart und muss dann immer mit Überweisungen zu den Fachärzten. Von Anfang an ließ ich mich vom Hausarzt zum Diabetologen überweisen. Lediglich die vierteljährliche Untersuchung findet beim Hausarzt statt. Die Daten bekommt dann der Diabetologe und der gibt dann die Stategie-Empfehlung aus und verschreibt auch die Diabetes-Medikamente.

Ich glaube (wissen tu ich nix) mein Hausarzt ist durchaus zufrieden damit. EIn Diabetologe hat ein viel größereres Kontingent beim Verschreiben der doch recht teueren Medikamente und Hilfsmittel.
ABER:
Ganz am Anfang hat ein Hausarzt durchaus genügend Kompetenz die ersten Schritte einzuleiten. Sprich den Hausarzt einfach mal an.  :zwinker:
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
und mach alles messbar,
was sich nicht messen lässt.“

Archimedes

guest3322

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Re: Anfänger-Fragen
« Antwort #2 am: April 22, 2020, 09:53 »
Man kann durchaus immer aus seinen gemessenen Blutzuckerwerten einen "Langzeit-Durchschnitt" errechnen. Aber ob da was Vergleichbares zum Labor-HbA1c raus kommt, ist in sehr hohem Maße davon abhängig, wie deine Messungen verteilt sind.
Wenn du z.B. nur vor dem Essen misst, erhältst du für den gleichen Zeitraum einen niedrigeren Durchschnitt als wenn du nur nach dem Essen misst.

Ich messe immer am Morgen nüchtern und am Abend vor dem zu Bett gehen.
Die Abweichung zum errechneten SiDiary HbA1c und dem Laborwert beim Hausarzt ist etwa 0.1

Offline Joerg Moeller

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Re: Anfänger-Fragen
« Antwort #3 am: April 22, 2020, 11:26 »
Wie Gyuri schon sagte, kommt es bei reinen BZ-Messungen auf die Verteilung an, bzw. darauf, was zwischen den Messungen passiert.
Bei nur zwei Messungen am Tag ist es aber ebenso, als würde man sich den Wert auswürfeln: reine Glücksache.

Das DMP kannst Du Deiner Hausärztin jederzeit aufkündigen (siehe hier unter Punkt 1: https://www.aok.de/pk/fileadmin/user_upload/AOK-Nordost/05-Content-PDF/aok-nordost-dmp-curaplan-teilnahmeerklaerung.pdf)
Das kannst Du dann auch bei Deiner Diabetologin machen.

Viele Grüße
Jörg
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Offline Rosini

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Re: Anfänger-Fragen
« Antwort #4 am: April 22, 2020, 14:18 »
Also ich messe zur Zeit wie Renato morgens nüchtern und Abends 2 Stunden nach dem Essen. Und zusätzlich 2 Tage die Woche 6x am Tag jeweils vor dem Essen und nach dem Essen. Habe jetzt mal meine Werte aus dem Messgerät in SiDiary hochgeladen und die Auswertung sagt HbA1c 5,9 %. Selbst mit einer Abweichung wäre ich damit ja schon zufrieden.

Nachdem mir meine Hausärztin nur die Tabletten und nicht die Pen-Nadeln verschreiben "konnte", musste ich jetzt extra noch mal zu der Diabetologin. Und da habe ich gefragt, ob ich mein DMP nicht auch dort machen könnte - war kein Problem. Habe dort neu unterschrieben und die machen jetzt den Wechsel. Und auch gleich einen Termin zu Kontrolle ausgemacht. Könnte nur sein, dass meine Hausärztin jetzt sauer ist. Aber das ist mir einfach zu umständlich mit zwei Ärzten und Terminen und "das kann ich nicht verschreiben".

LG
Rosini

Offline Gyuri

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Re: Anfänger-Fragen
« Antwort #5 am: April 22, 2020, 17:02 »
(…) Und da habe ich gefragt, ob ich mein DMP nicht auch dort machen könnte - war kein Problem. (…)
Früher hatte ich mein DMP beim Hausarzt und meine Frau beim gemeinsamen Diabetologen. Beides ging problemlos. Die Laborwerte besorgte uns immer der Hausarzt, weil der Diabetologe weiter weg war und wir dort dann zwei getrennte Thermine gebraucht hätten. Beim Arztgespräch wären die Laborwerte schon wichtig. Einziges "Durcheinander" war, dass der Hausarzt bei mir immer die komplette Untersuchung (Blutdruck, Einstichstellen, Füße und die ganzen Fragen…) wegen DMP durchführte und der Diabetologe auch. Insulin, Metformin, Fußpflege, Teststreifen … später FSL-Sensoren, Nadeln bekamen wir dann immer vom Diabetologen und vom Hausarzt nur, wenn der Diabetologe Urlaub hatte.
Dann zogen wir in eine andere Stadt und ich dachte, es könnte so weiter laufen. Der Zufall wollte es, dass wir zuerst den Diabetologen wechselten.
Und dort sagte man uns, DMP macht bei Typ2 der Hausarzt und für einen Termin beim Diabetologen sei eine Überweisung vom Hausarzt nötig. Bei Typ1er liefe es anders.
Nach wie vor gilt aber, dass ein Hausarzt mit seinem Verschreibungskontingent viel schneller Probleme bekommt. Ein Diabetologe hat verständlicher Weise fast nur Diabetiker, für die es ein höheres Kontingent gibt. Wenn die Typ2er nicht gerade alle eine Pumpe wollen  :zwinker: kann er so alles verschreiben, was ärztlich vertretbar ist.
Unser Hausarzt (bei dem wir ja noch andere Gründe für DMP haben) wäre schlecht beraten, auf die Einkünfte für Diabetes-DMP abzugeben und die Diabetologie ist bei uns überhaupt nicht am DMP interessiert. Die Praxis des Hausarztes ist bei uns im Haus und die Diabetologie ist auch ganz in der Nähe (ca. 800 Meter weg).
Ich glaube, so wie es jetzt bei uns läuft ist es optimal.  :super:
« Letzte Änderung: April 23, 2020, 09:38 von Gyuri »
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
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Archimedes