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Diabetes Typ II und ihre Behandlung - auch ohne Medikamente?

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AlterPapabär:
Hallo Zusammen,
mit den Jahren ist mein Langzeitwert immer weiter nach oben gegangen, parallel zum Gewicht. Vor 18 Monaten war er noch bei 6,1. Jetzt ist er bei 8,4. Die Standardbehandlung mit dem Medikament Siofor, das ist ein Metformin, hat bei mir zu schwersten Nebenwirkungen geführt. So sagten mir verschiedene Ärzte gehöre ich zur Gruppe der Patienten die es nicht vertragen. Nun wird ein neuer Versuch mit einem anderen Medikament gestartet. Davon aber komplett unabhängig bin ich selber angefangen, eine Diabetekerschulung bekomme ich ab nächste Woche, selber zu messen:

Nach dem Aufstehen, nüchtern
Eine Stunde nach Nahrungsaufnahme
Zwei Stunden nach Nahrungsaufnahme

Bei der Nahrungsaufnahme habe exakt aufgeschrieben welche Lebensmittel, welche Mengen davon, wie viele Kohlenhydrate und wie viele Kalorien es waren. Denn klar ist ich muss das Bauchfett wegbekommen, also stark abnehmen, da ich starkes Übergewicht habe und das die Insulinresistenz fördert / bezweckt. Ich bin kein Typ I, produziere also noch Insulin. Parallel dazu, bin ich schon länger wieder mit angefangen betreibe ich Krafttraining um die Muskeln zu erhalten und bin jetzt wieder mit Ausdauersport angefangen. Auch diese Daten gehen in meinen Aufzeichnungen ein.

Was ich aber also nun feststelle, dass ich bereits ohne Medikamente die BZ-Spitzen nach dem Essen deutlich unter 160 halten kann wenn ich weniger als 30 Gramm Kohlenhydrate mit der Nahrung aufnehme und bewusst auf kurzkettige Kohlenhydrate (also die "schlechten" Kohlenhydrate") verzichte. Ich habe nämlich auch den Negativtest (Brötchen) gemacht.

Wenn ich also bereits durch die Nahrung den BZ kontrollieren kann und mich in dem Toleranzbereich von 80 bis 160 bewege und gleichzeitig den Mut, Willen, die Überzeugung und Kraft habe den Lebenswandel dauerhaft umzustellen und das nachhaltig und jeden Tag unter Beweis stelle, nun, dann könnte doch auch dauerhaft ich wieder von den Medikmanten los kommen, oder?

Der Langzeitwert ist im Moment einfach nur schlecht, doch wenn dieser unter 6 liegt.. Wozu dann noch Medikamente nehmen?

Auch möchte ich mal den Vergleich mit / ohne Medikamente machen (im Moment noch ohne). In wie weit - neben zu erwartenden negativen Nebenwirkungen (gibt ja auch positive) das eigentliche Ziel, den BZ positiv zu beeinflussen, erreicht wird.

Dazu habe ich bereits jede Menge gelesen ob nun Fachjournale oder User, die immer wieder auch davon berichten, dass verschiedene Medikamente komplett wirkungslos bei ihnen waren.

Ich hätte mal gerne Eure Meinung gehört :-)

Gyuri:
Zuerst mal:
 :hallo:  :herz: -lich Willkommen!
 :zwinker:

--- Zitat von: AlterPapabär am November 28, 2019, 22:02 ---(…)
Der Langzeitwert ist im Moment einfach nur schlecht, doch wenn dieser unter 6 liegt.. Wozu dann noch Medikamente nehmen?
(…)

--- Ende Zitat ---
Du bist nicht der einzige, für den das HbA1c das Wichtigste auf der Welt erscheint und dass 8,4% eine mittlere Katastophe ist. Ich meine, dieser Wert ist nur für Ärzte wichtig, die sich mit möglichst wenigen Zahlen einen Überblick verschaffen wollen.

Ich bin nun seit 21 Jahren ("auf Verlangen") insulinpflichtiger Diabetiker. Hätte ich mich nur an diesem Langzeitwert orientiert, ich wäre sicherlich oft verzweifelt.
Meine fast lückenlosen Aufzeichnungen dieses alle 3 Monate gemessenen Wertes (Zwei Heftchen sind mir zwischendurch verloren gegangen  :rotwerd:) zeigen Schwankungen auf, die kein "normaler" Mensch glauben kann.
(größer durch CLICK)
(Es hat sich in diesem Diagramm ein kleiner Fehler eingeschlichen - Ich bin z.Zt. bei "nur" 7,3%)

Viele Ärzte haben all den Werten aber dennoch geglaubt und mich zur Anpassung des Wertes an einen "Normbereich" nahe gelegt. Im nächsten Quartal haben sie mir dann zu einem anderen Handeln geraten, nicht wissend, dass ich überhaupt nichts geändert hatte, außer auf meinen durchschittlichen Blutzucker aus relativ vielen Messungen zu achten.

Kaum jemand, außer mein damaliger Diabetologe hat mir meine Messreihen abgenommen und in meinem Fall den Langzeitwert als unzuverlässig bezeichnet.

Jetzt habe ich nahezu lückenlose Glukosewerte zur Verfügung (FreeStyle Libre) die indirekt bestätigen, dass ich früher soooo falsch nicht gelegen haben konnte.

Ja, was man in Schulungen zu hören bekommt ist nicht falsch, aber man sollte sich ein eigenes Bild seiner Lage machen und das tun, was man selbst für wichtig erachtet. Und was für den einen richtig ist, muss für den anderen nicht auch richtig sein - meine ich.  :gruebeln:

AlterPapabär:
Danke für die Info.

Doch die Kurve macht doch nicht etwa das LibreStyle, oder? Da musst Du doch sicherlich selber die Daten irgendwie einpflegen nachdem eine Laboruntersuchung gemacht wurde, oder? Wie bekommt man sonst diesen HBAC1-Wert?

Mir ist ein hoher Messwert des BZ erst vor 2 Wochen aufgefallen. Direkt nach dem Aufstehen war mir fürchterlich schwindelig, bin dann zur Apotheke, bis  dahin nie gemessen, Messgerät besorgt selber gemessen und dann zum Hausarzt. Der hat dann den Langzeitwert (und viele andere, Blutbild halt) genommen und ist das 1. Mal deutlich über 6 gewesen. Jährlich in den Jahren zurück bis 2009 hatte ich nie einen Wert über 6 gehabt.

Ja, ich mache im Moment viele Einzelmessungen. Das Libre Style habe ich nicht, wäre noch eine Option, so messe ich morgens nüchtern, das mache ich jetzt mal zu einer festen Uhrzeit, weil ich immer zur gleichen Zeit wach werde und dann messe ich eine Stunde und zwei Stunden nach Nahrungsaufnahme.

Gyuri:
Nein, das Diagramm ist aus Laborwerten selbst gebastelt.
Ich ermittelte zuerst einzelne BZ-Werte (ab 1997) mit dem Gerät meiner Frau … bis ich auf einer Schulung dann ein eigenes Gerät bekam.
Das Diagramm startet mit dem Jahreswechsel 1997/1998 und verlief erst noch bis 6% im grünen Bereich, weshalb mir mein Hausarzt auch noch keinen Diabetes glauben wollte. Ich blieb aber bei meiner Meinung und bekam dann gleich im Frühjahr 1998 Insulin.
Das klappte anfang mehr schlecht als recht … bis ich dann 2000 ANGEBLICH einen Sprung auf 8% machte … und im Januar 2001 dann bei 4,8% zu landen. Diese beiden Extremwerte kann kein normaler Mensch, der einwenig Ahnung von Statistik hat, glauben.
So extrem ging es dann aber nicht mehr weiter. Wohl gemerkt: meine BZ-Werte waren nahezu unverändert!
Irgendwann begann ich nicht nur vor dem Essen zu messen, sondern auch nach dem Essen und vor dem Schlafengehen (und manchmal in der Nacht um 2 Uhr) so bekam ich an einem Messtag 8 bis 9 Werte zusammen, die ich (ich war Messtechniker) zu einer Statistik zusammenstellte.
Hier nur ein kleines Beispiel meines doch recht umfangreichen Management-Programms.
(größer durch CLICK)
Das war im März 2010.

Mit diesen Aufzeichnungen konnte ich aber nur einem Facharzt zeigen, dass die Labor-Lanzeitwerte mit Vorsicht zu genießen sind.

Die ganze Messerei hat sich bei mir durch Libre stark reduziert bei einem Vielfachen von Messdaten, die mir so zur Verfügung stehen. Im Libre werden täglich bis zu 96 Werte protokolliert und das rund um die Uhr jeden Tag. Über unterschiedliche Messergebnisse gegenüber blutiger Messungen will ich hier schreiben. Da findest du im Forum genug Beiträge.

Jedenfalls hat so ein aufwändiges Management nur wirklich einen Sinn, wenn man aktiv (u.a. mit Insulin) auf den Verlauf auch Einfluss nehmen kann. Drei vier Werte über den Tag verteiltsagen meiner Meinung nach so wenig aus, dass man es auch sein lassen könnte … hätte man andere Möglichkeiten. Auch darum begnügen sich einige Ärzte mit dem Langzeitwert, der nur alle 3 Monate gemessen wird.

Joerg Moeller:

--- Zitat von: AlterPapabär am November 28, 2019, 22:02 ---Wenn ich also bereits durch die Nahrung den BZ kontrollieren kann und mich in dem Toleranzbereich von 80 bis 160 bewege und gleichzeitig den Mut, Willen, die Überzeugung und Kraft habe den Lebenswandel dauerhaft umzustellen und das nachhaltig und jeden Tag unter Beweis stelle, nun, dann könnte doch auch dauerhaft ich wieder von den Medikmanten los kommen, oder?

--- Ende Zitat ---

Ja, das ist durchaus möglich bei DM2. Vor allem, wenn Du das auch noch mit mehr Bewegung kombinieren kannst. (Bewegung fördert die Glukoseaufnahme in die Zellen auch ohne mehr Insulin, d.h. wenn die Vorräte in der Zelle - durch die Bewegung - zur Neige gehen, schleust ein Insulinmolekül mehr Glukose in die Zelle als wenn die Vorräte noch voll sind)

Ich würde damit aber trotzdem erst dann anfangen, wenn die Lebensstil-Umstellung erste Früchte zeigt, d.h. wenn das Gewicht gesunken ist. Manche Medikamente haben ja auch einen schützenden Effekt auf die Betazellen (arbeiten betazellprotektiv). D.h. in der Phase mit diesen Medikamnten können sich Deine Betazellen erstmal erholen.

Ganz ohne Medikamente sollte das Ziel sein, nicht der Anfangsschritt.

Viele Grüße
Jörg

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