Autor Thema: Mergentheim Report 7.-13.6.2019  (Gelesen 2335 mal)

Offline Gyuri

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Mergentheim Report 7.-13.6.2019
« am: Juni 20, 2019, 15:02 »
Bei dem doch recht komplexen Umfang den Erfolg um die Diabetes-Einstellung meiner Frau zu dokumentieren entschied ich mich ein eigenes Thema zu eröffnen und den Link hier her in das Thema „HbA1c … >8%“ zu setzen.

Zunächst wäre zu bemerken, dass seit einem halben Jahr ein Langzeitwert > 11% festgestellt wurde und mit Libre gescannte Werte ÜBER 500mg/dl keine Seltenheit waren.

Eine Einstellung durch „richtige“ Fachleute begleitet, war von Nöten. Wohl gemerkt: Meine Frau wurde nicht eingestellt, sondern nur „motiviert“ sich besser einzustellen. Auf den feinen Unterschied wurden wir in einer Schulung eingeschworen. Eigeninitiative ist gefragt!

Die „Langzeit-Diagramme“ über jeweils die letzten 14-Tage-Gruppen verdeutlichen, was sich besonders beim Aufenthalt vom 7.6. bis 13.6. getan hat.



Der von Libre errechnete Tagesdurchschnitt lag vom 10. Mai bis zum 23.Mai bei 361mg/dl … was zu einer fehlerhaften Schätzung von HbA1c = 14,2% führte.
Unmittelbar vor dem Klinikaufenthalt „verbesserte“ sich der Schnitt auf 345mg/dl was einem HbA1c = 13,6% entsprochen hätte … wäre das Libre in der Lage, derartig hohe Werte beurteilen zu können.
Gleich nach der Aufnahme wurden z.B. blutig 550 mg/dl gemessen als das Libre „nur“ 470mg/dl anzeigte.
 Das untere Tagesmuster zeigt recht anschaulich, wie positiv sich die Werte im Schnitt verbesserten und dass die Spitzen des 10. bis 90. Perzentil praktisch unter die 300er Marke zurückzogen bei einer Streuung unter 200mg/dl.

Das GRUNDÜBEL über lange Zeit kann man auch an den geordneten und gleichmäßig verteilten Spritz- und Essenszeiten erkennen, die zwingend nötig sind um überhaupt eine zielgerichtete Einstellung zu erreichen. Wer da ständig „rumkorrigiert“ wird nie den gewünschten Weg finden.

An den Gramm KH (bzw. KE)  und den Bolusmengen (KE-Faktor) wurde nicht mahl sooooo viel verändert. Geschraubt und schließlich erhöht wurde mehr das Langzeitinsulin.



Dass sich die Mahlzeitenprofile DEUTLICH verbesserten hatte neben den genannten Gründen noch der Umstand, dass man mit gezielten „Hafer-Tagen“ der Insulin-Resistenz begegnete.
Sport hätte sicherlich auch viel bewirken können, was aber bei meiner Frau nicht klappt. Ausgedehnte Spaziergänge ergaben auf dem Schrittzähler maximal 5000 Schritte, meist aber deutlich weniger. Von den anderen Sport-Teilnehmern wurden mindestens 10000 Schritte abverlangt.

Nur ganz am Rande und ohne graphische Belege kann auch von einer Verbesserung meiner zufrieden stellenden Einstellung sprechen. Allein die regelmäßigen Essenszeiten machten es mir leichter gezielt zu spritzen. Im Speisesaal konnte man sich auch gut an den KE-Angaben aller Speisen informieren. Nach dem Frühstück schoss die Glukose zwar oft in Schwindel erregende Bereiche (teilw. im wahrsten Sinn des Wortes), ich kam aber IMMER ohne Korrektur wieder auf mein „Nüchtern-Level“ von vielleicht 90mg/dl. Aus meinem Tagesmuster kann ich gut erkennen, dass meine BSD doch noch seine Arbeit tut … nur halt verzögert wenn ich es mit den Kohlenhydraten nicht so genau nahm. Für Libre gab es die letzten 14 Tage 15 Ereignisse mit niedrigem Glukosewert. Hätte ich stets blutig gegen gemessen blieben maximal (!) zwei oder drei niedrige Werte, jedoch immer höher als 55 mg/dl. Mit zusätzlichem Obst konnte ich das locker regeln.

Für alle, die mit den oben gezeigten Statistiken nichts anfangen können/wollen habe ich eine 2-Wochenübersicht meiner Frau zusammengestellt.



Alles in allem war der Aufenthalt in Bad Mergentheim für meine Frau ein voller Erfolg. Die Hafertage werden wir zuhause in leicht abgewandelter Version gemeinsam weiterführen.
Wir wissen, dass wir noch lange nicht im grünen Bereich sind … aber auf einem guten Weg dort hin.

Als „Guten Rat“ habe ich auch notiert, dass gerade übergewichtige Typ 2er gut beraten sind, nicht nur den Glukosewerten hinterher zu jagen sondern primär die Kalorien zu zählen. Die Glukose wird dann schon fast automatisch besser.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

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Re: Mergentheim Report 7.-13.6.2019
« Antwort #1 am: Juni 20, 2019, 16:48 »
Eine Einstellung durch „richtige“ Fachleute begleitet, war von Nöten. Wohl gemerkt: Meine Frau wurde nicht eingestellt, sondern nur „motiviert“ sich besser einzustellen. Auf den feinen Unterschied wurden wir in einer Schulung eingeschworen. Eigeninitiative ist gefragt!

Ja Eigeninitiative ist das A und O, ohne dürfte es schwierig werden bestimmte Ziele in der Therapie zu erreichen.

Ich hatte es schon öfters so gehabt, in der Klinik alles gut und dann waren die Werte daheim schlechter als vorher.

Viele Grüße
Markus

Offline Gyuri

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Re: Mergentheim Report 7.-13.6.2019
« Antwort #2 am: Juni 20, 2019, 20:02 »
(…)
Ja Eigeninitiative ist das A und O, ohne dürfte es schwierig werden bestimmte Ziele in der Therapie zu erreichen.

Ich hatte es schon öfters so gehabt, in der Klinik alles gut und dann waren die Werte daheim schlechter als vorher.

Viele Grüße
Markus
:super: Der Haus-Psychologe sagte genau das in seinem (abschließenden) Vortrag mit dem Titel "Am Ball bleiben". Ich meine, es ging ihm darum, es möglichst zu verhindern, dass bei uns ein ähnlicher Jojo Effekt entsteht wie bei all zu schneller Gewichtsabnahme. Man hörte auch früher schon, dass die vielen Schulungen in "ideal überwachter Umgebung" immer wieder Rückschläge boten, weil die Patienten meinten "eingestellt zu werden" … und fertig.

Die zwei Wochen meiner Frau überzeugten mich übrigens, dass die drastische Erhöhung der Insulinmengen meinerseits gar nicht soooo falsch waren. Mir wurde von mehreren Seiten schon vorgeworfen, meiner Frau viel zu viel zu spritzen. Den Stationsarzt sprach ich darauf an. Er meinte, sie wären da recht behutsam und vorsichtig vorgegangen … und wenn meine Fraumit der Resistenz so große Probleme hat braucht sie einfach so viel. Er hatte schon mal eine Patientin, die benötigte täglich 500 IE Bolus. Da war ihm zwar nicht mehr wohl aber so etwas gibt es manchmal auch.

Meine Frau spritzt jetzt 64 IE Tresiba (nicht mehr fraktioniert)
und bei Nüchternzucker =100mg/dl Früh 22 IE - Mittag 18 IE - Abend 28 IE für 5 KE
Bei höherem Nüchternwerten geht es in 30er Schritten um jeweils 2 IE hoch.
So könnte sie bei 15 KE täglich maximal 98 IE Fiasp bekommen.
Bei Nüchternwerten von theoretisch 3x70mg/dl wären es (bei 3x5 KE) noch 62 IE.
Unter 70mg/dl würden die IE weggelassen werden oder zumindest ein ESA eingehalten werden.

Bei höheren KEs und/oder Zwischenmahlzeiten wird mit entsprechendem KE-Faktor korrigiert.
Und genau DAS wurde mir mal bei einer anderen Diabetologin VERBOTEN.  :balla:
Wenn meine Frau mehr gegessen hat als erlaubt, hätte ich außer doof schauen nichts tun dürfen. Ich hatte dann unter Protest den Arzt gewechselt.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

Offline Joerg Moeller

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Re: Mergentheim Report 7.-13.6.2019
« Antwort #3 am: Juni 21, 2019, 13:04 »
Bei höheren KEs und/oder Zwischenmahlzeiten wird mit entsprechendem KE-Faktor korrigiert.
Und genau DAS wurde mir mal bei einer anderen Diabetologin VERBOTEN.  :balla:
Wenn meine Frau mehr gegessen hat als erlaubt, hätte ich außer doof schauen nichts tun dürfen. Ich hatte dann unter Protest den Arzt gewechselt.
Kann es sein, dass Ihr euch da missverstanden habt? DM2er sind ja schon anders betroffen als DM1er und da können sich bei manchen kleinere Therapiefehler von selbst ausbügeln (wenn noch ein Rest an Eigenproduktion von Insulin vorhanden ist).Aber wenn der BZ so durch die Decke geht wie das bei deiner Frau mehr als offensichtlich der Fall ist, dann kann es doch keinen Zweifel mehr geben, dass da zuwenig Insulin im Spiel ist.
Man kann sicher auch überinsulinieren und so die Resistenz vorantreiben (Rezeptor-Down-Regulation), aber es gibt eben gerade bei DM2 auch wirklich hohe Resistenzen (für die ja extra schon ein U500 Insulin entwickelt wurde, um das Volumen der zu spritzenden Menge kleiner zu halten.
Aber schön zu sehen, dass Sie auch bessere Kurven hinkriegen kann! :super:

Viele Grüße
Jörg
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