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Hinerk:
Moin,

Ich kann dem Gyuri nur zustimmen. wie mit unserem Diabetes in Krankenhäusern umgegangen wird ist schon bedenklich.

Im Zimmer auf der Dia Station bekam ich öfters mit, dass bei für mich grusligen Werten bei anderen Patienten von über 300 keine hecktische Betriebsamkeit ausbrach und sofort eine Fachkraft ans Bett eilte, wurde diesem Wert keine besondere Bedeutung gegeben, nächstes Thema.

Was mich auch erstaunt hat war, ich sollte unabhängig vom den gegessenen BE irgendeine Menge Insulin spritzen, auf mein Frage warum, hieß es, dass sei der für mich festgelegte Spritzplan.

Natürlich habe ich mich geweigert dieser für mich unsinnigen  Anweisung zu folgen und benutze mein eigene Software.

Ich muss ja nicht alles verstehen.

MlG

Hinerk

Gyuri:
Wohl dem, der seine Strategie noch selbst in der Hand hält und sich in allen Situationen gegen die 08/15 Strategien der KH weiter behaupten kann. Meine Frau kann das nicht mehr. Sie muss sich im KH viel gefallen lassen. Sie hat z.B. schreckliche blaue Flecken am Bauch, weil sie sich nicht selbst spritzen durfte.  :patsch: Hätten wir uns die Flecken selbst zugeführt, würden wir in beim Diabetologen beschuldigt werden, die Nadel nicht zu wechseln und/oder immer an der selben Stelle zu stechen o.ä.

Mir wurde einmal (erfolglos) angeordnet, ich solle sofort einen Traubenzucker essen, weil ich unmittelbar vor dem Abendessen bei 78 mg/dl lag. Dass ich schon die volle Dosis für das Abendessen gespritzt habe, habe ich denen überhaupt nicht erzählt - die wären ausgerastet.

Und einmal führte ich einen Kleinkrieg, weil ich mich als insulinpflichtiger Diabetiker weigerte, Diätkost zu essen.  :balla:

Zwei Tage nach meiner Bypass-OP am Herzen hatte ich wieder die uneingeschränkte "Gewalt" über meinen Zucker.


Man muss das Krankenhauspersonal aber auch verstehen. Die können einfach nicht jeden individuellen Spritzplan beachten. Ich denke da weniger an Korrekturen. Vom SEA zu veränderte Einheiten bei zu erwartenden veränderten BE unter Beachtung des individuellen Faktors bis hin zuveränderbaren Einstichstellen oder gar veränderte Basalrate wegen abgesetztem Metformin … all das geht nur ganz schwer in eine Anweisung mit der alle auf der Station arbeiten müssen.

lunaiko:
Hallo Zusammen,

sieht so aus, als würde hier eine schöne Diskussion beginnen... Die Autonomie des Diabetikers im KH :)

Ok... als Krankenschwester habe ich fast 30 Jahre lang in der Psychiatrie gearbeitet (man beachte die Zeitform, aber dazu gleich mehr).
Ich hab bei meiner Arbeit oft feststellen können, dass wir zum einen in vielen Bereichen nicht nur offener waren als die Somatiker, sondern dass wir auch sehr viel selbstverständlicher die Autonomie unserer Patienten zugelassen, gefördert und gefordert haben. Ich kenne es aus den letzten mindestens 15 Jahren nur so, dass
a) jeder Diabetiker mit seinem eigenen Gerät gemessen hat (oft parallel zu unserem wegen der Dokumentation).
b) er seine Insulin-Dosis nach SEINEM Gerät berechnet hat (je nach kognitivem Zustand Kontrolle durch uns)
c) er sich die Dosis selbst verabreicht hat
d) der Injektionsort auf dem BZ-Bogen vermerkt wurde (wegen wechselnder Mitarbeiter)
Wir wären nie auf die Idee gekommen, an der Insulin-Dosierung herum zu spielen.
Wenn möglich, haben wir bei Problemen den behandelnden Diabetologen eingespannt (auch das geht im KH per Konsil).

Was meinen Diabetes angeht, bin ich seit der Manifestation 2003 (vorher war eine Glokosetoleranzstörung bekannt) eher hmm... vermeidend (?) damit umgegangen? Ich hab den DM am ehesten völlig ignoriert. 2003 wog ich bei 165cm Größe um die 60 Kilo, habe 2x die Woche Kampfsport gemacht und bin regelmäßig gejoggt. Also nicht gerade der typische T2-Patient. Meine damalige Internistin hat sich, außer mir die Diagnose an den Kopf zu werfen, mir ein Rezept über Urin-Sticks in die Hand zu drücken und eine lächerliche Ernährungsberatung zu verpassen, nicht weiter um den DM gekümmert.
Erschwerend hinzu kam bei mir zu fast dem gleichen Zeitpunkt die Diagnose Depression, mit der ich seither auch immer zu tun hatte und habe.

So passierte erst einmal lange gar nichts. Bis ich 2009 Professor Schneider aus dem Westdeutschen Diabeteszentrum kennen lernte, als der auf unserer Station eine seiner Patientinnen konsilarisch betreute. Mit ihm habe ich mich ein paar Mal unterhalten und er meinte, ich solle mich mal bei ihm im Zentrum vorstellen.

Seit 2009 bin ich also mit meinem T2 in Behandlung, nehme am DMP teil und war mit meinen Werten bis vor 2 Jahren eigentlich in einem Bereich, mit dem alle gut leben konnten (HbA1c meist um die 6,5%).

Vor 2 Jahren hat wieder mal die Depression voll zugeschlagen. Ich habe damals schon meinen Kollegen gesagt, dass ich nicht mehr wiederkommen werde, wenn ich mich dieses Mal krank schreiben lasse. Und so ist es dann auch gekommen. Die letzten 2 Jahre waren ziemlich turbulent. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt aufgegeben und bin wieder zurück in die alte Heimat gezogen. Habe mich mit Krankenkasse und Ämtern herumgeschlagen. Und der Diabetes? Abgesehen davon, dass ich meine Medis genommen, mir hier an meinem neuen Wohnort einen Diabetologen gesucht habe und regelmäßig zu den Terminen gegangen bin, war der mir völlig egal. Es gab Phasen, in denen ich mich mehr oder weniger von Schokolade ernährt habe. Ich bin ein Stressfresser. Wenn ich mit etwas grad nicht klar komme, dann haue ich mir Schokolade ein. Das kann dann auch leicht mal so eine 300g-Tafel sein.
Und das hab ich auch meinem Doc so erzählt...

Inzwischen habe ich (seit letztem Monat) meine EU-Rente durch. Das hat jetzt erst einmal deutlich Ruhe in mein Leben gebracht. Genug, dass ich mich mal wieder mit meiner zweiten Baustelle beschäftigen konnte. Da ich, entsprechend der Absprache mit meinem Doc, seit Mai weitestgehend meine Schoki-Orgien unterlassen hatte, hab ich mal meine Sensoren ausgegraben und ein paar Tage lang gemessen. Die Werte fand ich absolut inakzeptabel und hab dann nach 3 Tagen einen Termin beim Doc gemacht. Und jetzt hab ich halt mit dem Protaphage angefangen.
Aktuell spritze ich seit Donnerstag 6 - 0 - 4 iE
Mein NBZ sinkt darunter laaaaaangsam ab. Fr = 163, Sa = 165, heute =154
Ich denke, dass ich noch 2iE am Abend drauf packe und wieder ein paar Tage schaue, wie sich das entwickelt.
Auch tagsüber sind die Werte noch weit davon entfernt, dass man damit zufrieden sein könnte. Durch die Bank >160 mit postprandialen Spitzen bis an die 300 ran. Da muss auch noch einiges passieren, denke ich. Aber das werde ich dann nächste Woche mit meinem Doc besprechen. Bis dahin werde ich Werte sammeln, damit er sich ein Bild machen kann...

lunaiko:

--- Zitat von: Gyuri am Juli 16, 2016, 22:54 ---
Und einmal führte ich einen Kleinkrieg, weil ich mich als insulinpflichtiger Diabetiker weigerte, Diätkost zu essen.  :balla:

Man muss das Krankenhauspersonal aber auch verstehen. Die können einfach nicht jeden individuellen Spritzplan beachten. Ich denke da weniger an Korrekturen. Vom SEA zu veränderte Einheiten bei zu erwartenden veränderten BE unter Beachtung des individuellen Faktors bis hin zuveränderbaren Einstichstellen oder gar veränderte Basalrate wegen abgesetztem Metformin … all das geht nur ganz schwer in eine Anweisung mit der alle auf der Station arbeiten müssen.

--- Ende Zitat ---

Dass es keine speziellen Diabetiker-Diäten mehr gibt, sollte eigentlich inzwischen in jedem Krankenhaus und bei allen Pflegekräften angekommen sein...

Und doch! Ich finde schon, dass in Krankenhäusern jeder individuelle Spritzplan beachtet werden kann und muss!
Krankenpflege IST individuell. Das beginnt bei der Anamnese, setzt sich bei der Planung und Durchführung fort und endet dann bei der Evaluation, nach der ggfs eine Anpassung notwendig wird...

Alles andere ist IMO ein Pflege-/Behandlungsfehler

Kladie:
Hallo lunaiko


--- Zitat ---orginal lunaiko:
Alles andere ist IMO ein Pflege-/Behandlungsfehler
--- Ende Zitat ---
...die in Krankenhäusern nicht unüblich sind. (Eigene Beispiele kann ich auch beisteuern)

Solche Geschichten wie deine und ähnliche Geschichten habe ich jetzt schon öfter gehört. Depressionen sind Gift für einen Diabetiker und nicht nur für diese. Darum beneide ich dich wirklich nicht. Leider verschlimmert sich der Diabetes dadurch oft weil eine langfristige Behandlung fast unmöglich wird. Der erste Schritt ist aber zu erkennen, dass man Depressionen hat und sich entschließt etwas dagegen zu tun. Dies ist auch Voraussetzung für eine gute Therapie und einer anschließenden Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage. Ich sehe Hoffnung für dich.

Du hast Eingangs beschrieben, dass dein HbA1c die entscheidende Einflußgröße bei deiner Diabetestherapie ist. Davon solltest du dich als Patient am besten verabschieden. Ärzte stützen sich gerne auf diesen Wert, der nur schlecht zu manipulieren ist und nicht vom Wahrheitsgehalt der Patientenaussagen abhängt. Du selbst kannst aber besser beurteilen wie gut deine Stoffwechsellage ist. Dabei ist zu Anfang etwas Mehraufwand nötig aber später kennst du deinen Körper besser als jeder Diabetologe und kannst deine eigene Vorgehensweise festlegen.

Toi toi toi

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