Diabetesinfo-Forum
Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Wolfgang am Juni 01, 2005, 21:56
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Hallo,
bei mir ist im Alter von 57 ein Typ 1 Diabetes festgestellt worden.
Wer hat entsprechende Erfahrungen gemacht ?
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bei mir ist im Alter von 57 ein Typ 1 Diabetes festgestellt worden.
Wie hat man diese Diagnose denn gestellt, ich meine mit welchen Untersuchungen?
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Na dann herzlich Willkommen im Kreis der Suessen!
An Dein Alter komme ich mit meinen 39 Jahren noch nicht heran - aber bei mir ist der Typ 1 Anfang dieses Jahres (mit einer dicken Ketoazidose) diagnostiziert worden. Ich bin also auch "neu" :) - wenn auch noch mit 10% Eigenleistung "bei Stimulation". Ich hatte das grosse Glueck mir gleich als ersten Diabetologen eine "Katastrophe" auszusuchen, so dass der zweite im naechsten Quartal mich dann gleich an die Pumpe legte. Hinzu kam eine sehr ausfuehrliche, und intensive Schulung (bei einem dritten Arzt). Wenn Du Lust hast, Dich mit Deinem Diabetes intensiv auseinanderzusetzen und ihn selbst in die Hand zu nehmen kann ich neben der Teilnahme an diesem Forum, Erfahrungsaustausch, Recherchen, Literatur diese Schulung nur weiterempfehlen - Adresse gerne per Mail/PM.
Zur Literatur:
Der erwachsene "Neu Typ 1 - Diabetiker" scheint eher ein Ausnahmefall zu sein, und von Verlagen wenig wahrgenommen zu werden.
Die meiste Literatur, die sich an erwachsene Diabetiker richtet ist auf Typ 2 ausgerichtet und/oder geht von einem nur sehr oberflaechlichem Informationsbeduerfnis aus. Vieles (z.b. wie sieht das bei Krankheiten, medikamentoesen Behandlungen, etc aus) wird dort gar nicht oder nur auf einer einzigen Seite "abgehandelt". Erst bei der Literatur (und auch den Foren!) fuer die Eltern betroffener Kinder habe ich dann weiter reichende Informationen gefunden, und erst in der Schulung wurde das so weit vertieft dass fuer mich mein Diabetes jetzt (inclusive Krankheit, Aktivitaet, hormonellen Schwankungen) berechenbar und planbar geworden ist. Mein bisheriges Fazit ist, dass ich meinen Diabetes gut handhaben kann, das allerdings auch etwas Arbeit und Disziplin erfordert.
Als Buch hat mir - trotz des Titels- Huerter/Lange, "Kinder und Jugendliche mit Diabetes" (ISBN: 3-540-21863-7) am meisten geholfen.
Ansonsten viel Spass hier,
Tatjana
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Hallo,
mein Diabetes ist festgestellt worden als ich wegen andauerndem Durst (und entsprechendem Wasserlassen) zu meiner Hausärztin gegangen bin. Spontane Diagnose: Diabetes, Bz gemessen: so um die 460 !
Am nächsten Tag großes Blutbild erstellt: alles im grünen Bereich aber HbA1: 13,5 !
Außerdem signifikante Antikörper (keine Ahnung wie die Dinger heissen) vorhanden.
Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion)
Für meine Hausärztin und den zugezogenen Diabetologen ine klare Sache: Typ 1 !
So ist es halt gekommen.
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Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion)
Für meine Hausärztin und den zugezogenen Diabetologen ine klare Sache: Typ 1 !
Da hast du ja gleich in die Vollen gegriffen. Und wie kommst du jetzt damit klar?
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Hallo Jörg,
ich habe im Leben noch nie gern halbe Sachen gemacht ;). Aber im Ernst. Nach dem Anfangsschock habe ich als alter Physiker beschlossen, die Sache offensiv anzugehen, denn die Fakten sind nun mal da und auch durch Nachdenken nicht zu beheben.
Das heißt konkret: Ich habe bei meiner sehr guten Schulung bei Frau Weber in der Praxis Dr. Horn (Lübeck) die Dame nach Gott und der Welt gefragt. Dazu bin ich dort mit Unmengen Literatur versorgt worden, die ich leider erst lesen konnte nachdem meine Augen sich neu eingestellt hatten.
So versorgt spritze ich nun fröhlich vor mich hin, gönne mir auch mal ein Eis oder ein Bierchen und habe den BZ zwischen 70 und 130 bislang gehalten. Da meine Hausärtztin auch Diabetologin ist, fühle ich auch medizinisch gut betreut.
Mal sehen ob und wann ich eine Krise bekomme, aber eigentlich bleibe ich Optimist.
Gruß, Wolfgang
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So versorgt spritze ich nun fröhlich vor mich hin, gönne mir auch mal ein Eis oder ein Bierchen und habe den BZ zwischen 70 und 130 bislang gehalten. Da meine Hausärtztin auch Diabetologin ist, fühle ich auch medizinisch gut betreut.
Ist doch optimal. Und es unterstreicht die These "Man kann zwar krank sein, muß sich aber nicht unbedingt krank fühlen" :super:
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Hallo Wolfgang,
mein Diabetes ist festgestellt worden ... Diagnose: Diabetes ... Bz so um die 460 ! ... HbA1: 13,5 ! ... signifikante Antikörper vorhanden.
Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion) ... klare Sache: Typ 1 !
Mich hatte ER mit 32 Jahren ereilt.
In der Diabetes Klinik in Bad Mergentheim lernte ich später die Unterscheidung zwischen den Diabetestypen 1a und 1b kennen.
Aus der "Pumpenschulung" (Stand 94) die es als Blattheftung gab die Angaben für Typ 1b:
+++
Manifestation: junge oder ältere Erwachsene. > 25 Jahre (deutlich) mehr Frauen als Männer
Ursachen: langsamer Autoimmunprozes, weitere Autoimmunkrankheiten (z.B. Vitiligo, Rheuma, Schilddrusenüberfunktion)
ß-Zellerschöpfung: Bis vier Jahre nach Manifestation.
Insulinbedarf: 1/2 IE/kg Körpergewicht je 24h
Insulinempfindlichkeitskurve: relativ geringer Dawnmehrbedarf, danach fast flach, d. h. ohne nennenswerten Bedarfsanstieg am Abend.
+++
Bei mir trifft das so ziemlich zu. Nach der Remission [so etwa 2 Jahre] bekam ich dann massiv Schwierigkeiten mit den Nächten,
weil die Insulinempfinglichkeit da sehr hoch lag. Erst mit der Pumpe war das in den Griff zu bekommen.
Ich brauchte damals (unterdessen hat es sich ein Stück erhöht) so etwa 0,15 IE/h über mehrere Stunden der Nacht.
Auch Dr. Teupe unterscheidet zwischen 1a und b, was nicht wundert, da er bis Anfang der 90er Oberarzt in der DK Mergentheim war.
Vielleicht helfen Dir die Angaben ein wenig zur Groborientierung.
Gruß
Joa
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Hallo Joa,
vielen Dank. Ich habe da noch ein paar Fragen ???.
Wie lange hat bei Dir der "honeymoon" gedauert? Laut meiner Doc bin ich da auch noch drin und spritze so 3IE per 5BE per Daumen und Meßwert Bolus tagsüber und 4IE Basis auf 1BE zur Nacht. Damit liege ich morgens so um die 100-120. Tagsüber habe ich zwischen 70 und 140 und bin eigetlich damit zufrieden.
Was bitte ist der Unterschied zwischen 1a und 1b ?
Wer ist Dr.Teupe, auf den ich hier schon mehrmals gestoßen bin? Ich bin mit meiner ambulante Behandlung durch meine Doc (Hausärztin und Diabetologin, Diabetische Spezialpraxis in Lübeck) sehr zufrieden, da ich dort immer als "mündiger Patient" aufgenommen werde.
Gruß, Wolfgang
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Wie lange hat bei Dir der "honeymoon" gedauert?
Hoeymoon wird auch Remission genannt. Das waren bei mir ziemlich genau 2 Jahre.
Was bitte ist der Unterschied zwischen 1a und 1b ?
Tja, wenn ich das mal so genau sagen könnte. Aus der bereits zitierten Pumpenschulung einfach mal die Angaben für Typ 1a:
Manifestation: Kindes- und Jugendalter ( aber letzlich so bis 25 Jahre)
Ursachen: schneller Beginn als Autoimmunprozess
ß-Zellerschöpfung: Tage bis Monate
Insulinbedarf: 2/3 IE /h je kg Körpergewicht.
Bedarfskurve: zweihügliges Bearfsprofil mit ausgeprägtem Dawn und deutlichem abendlichen Insulinmehrbedarf
Daneben gibt es in diesem Schema auch noch den Typ 1ac oder bc.
Das sind die Menschen, die ein deutliche Insulinresistenz haben, welche sich im Einzelfall im späteren Lebensverlauf als Typ 2 Diabetes bemerkbar gemacht haben könnte.
Bei denen ist der Insulinbedarf im Durchschnitt dann um etwas 1/3 höher. Das wird verschiedentlich auch als "Doppeldiabetes" bezeichnet.
Wer ist Dr.Teupe, auf den ich hier schon mehrmals gestoßen bin?
Dr. Teupe hat einen hervorragenden Ruf, besonders unter Diabetikern die bei ihm waren. Insbesondere hat er sich auf die Behandlung mit der Insulinpumpe spezialisiert, welche IMHO die bislang sinnvollste und "naturnächste" Therapieform darstellt. Gegenüber früher, als Teupe einer der relativ Wenigen mit Plan von Diabetes war, gibt es heute sicherlich viele kompetente Mediziner und Fachkräfte, da sich unterdesse ja auch manches zum Allgemeingut entwickelt hat.
btw. Als vermutlicher Typ 1b kann es durchaus sein, dass Du nach dem Ende der Remisson bei recht hoher Insulinempfindlichkeit mit den recht groben Dosierungen aus dem Pen Schwierigkeiten haben könntest. Daher rate ich Dir einfach mal, Dich schon frühzeitig mit der CSII als Therapieform zu befassen.
Nähere Infos zu Teupe und seinen Konzepten kannst Du z. B. auf den Seiten von Matthias Chrostek finden:
http://www.chrostek.de/teupe/curricul.html
Dort findest Du eine von Matthias hervorragend zusammengefasste Darstellung einiger Kernpunkte, die sicher auch für Dich als ICT' ler sehr interessant sind.
Gruß
Joa
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Was bitte ist der Unterschied zwischen 1a und 1b ?
'1a' ist in dieser Form eigentlich kein offizieller Terminus, ist eher so eine Wortschöpfung aus Bad Mergentheim.
Und ein '1b' ist ein idiopathischer Typ 1 ('idiopathisch' bedeutet soviel wie "ohne erkennbare Ursachen", z.B. wenn keine Antikörper zu finden sind, trotzdem aber kein oder kaum noch körpereigenes Insulin gebildet wird)
1a wäre also offiziell gesehen ein Typ 1 mit Antikörpern
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Moin Jorg,
'1a' ist in dieser Form eigentlich kein offizieller Terminus, ist eher so eine Wortschöpfung aus Bad Mergentheim.
Und ein '1b' ist ein idiopathischer Typ 1 ('idiopathisch' bedeutet soviel wie "ohne erkennbare Ursachen", z.B. wenn keine Antikörper zu finden sind, trotzdem aber kein oder kaum noch körpereigenes Insulin gebildet wird)
1a wäre also offiziell gesehen ein Typ 1 mit Antikörpern
Im Sinne der offiziellen und aktuellen Definitionen hast Du da ja noch immer recht. :D
Allerdings hält sich der 1b nach Mergentheimer Schöpfung nicht an diese, sondern ist ebenfalls mit Antikörpern verbunden. (siehe zuvorstehende Tabellage).
Ich weiß ja nun nicht, welche Kreation zuerst da war, vermute aber fast, dass die Mgth.-Variante einen älteren Anspruch hat.
Sie ist auf jeden Fall noch ein Modell-Baujahr aus den 80zigern.
Da stellt sich mir die Frage, ob der "offizielle" Tyb 1b Diabetes ansonsten Analogien zu dem Mgth.-Modell aufweist. Ich hatte da im Web mal gesucht, aber nichts
entsprechendes gefunden.
Gruß
Joa
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Ursachen: langsamer Autoimmunprozes, weitere Autoimmunkrankheiten (z.B. Vitiligo, Rheuma, Schilddrusenüberfunktion)
bei mir wurde DM1 mit 35,5 Jahren festgestellt. Gibt es wirklich eine Verbindung zwischen der "Weißfleckenkrankheit" Vitiligo und DM :kratz: ich bin nämlich auch mit einigen dieser Flecken gesegnet und bei mir wurde als Kind ( so mit 6 , 7 Jahren ) diese Krankheit diagnostiziert. Damals wollte man noch meine Pigmentierung mit einer Injektionskur "herunterfahren" damit die Flecken nicht so auffallen, das wurde dann aber gott sei dank nicht gemacht. Ich lebe mit meinen Flecken ganz gut.
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n' Abend Angelika,
bei mir wurde DM1 mit 35,5 Jahren festgestellt. Gibt es wirklich eine Verbindung zwischen der "Weißfleckenkrankheit" Vitiligo und DM ... bei mir wurde als Kind ( so mit 6 , 7 Jahren ) diese Krankheit diagnostiziert.
Sozusagen Volltreffer? Bliebe noch die Frage nach den Kriterien "Insulinbedarf" und "Insulinempfindlichkeitsprofil".
Dazu sagen, zu dem Zusammenhang zwischen Vitiligo und DM 1, kann ich nur, dass beides vorwiegend als Autoimmunerkrankung gesehen wird.
Ich habe mal Google bemüht, der zu den Suchbegriffen "Vitiligo autoimmun* Diabetes Zusammenhang" über 100 Treffer auf Deutsch auswirft.
Als erster Treffer kam www.autoimmun.org/erkrankungen/polyglandulaeres_autoimmun_syndrom.html (http://www.autoimmun.org/erkrankungen/polyglandulaeres_autoimmun_syndrom.html) , wo schon mal ein Zusammenhang hergestellt ist.
Auch nicht uninteressant: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/pza/2004-48/titel.htm
Weiter hab ich jetzt nicht geschaut.
Gruß
Joa
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Da stellt sich mir die Frage, ob der "offizielle" Tyb 1b Diabetes ansonsten Analogien zu dem Mgth.-Modell aufweist. Ich hatte da im Web mal gesucht, aber nichts
entsprechendes gefunden.
Das hätte mich auch überrascht. Wie gesagt: 1b bedeutet lediglich 'idiopathischer DM1'
In Mergentheim/Althausen ist man eh mit eigenen Begriffen schnell bei der Hand. So findet sich im Buch "Das A, B, C der Blutzucker-Korrektur für Typ I-Diabetiker" von B. Teupe auch eine Unterscheidung zwischen ICT (zweimalige Gabe von Verzögerungsinsulin) und "BBK" (Basis-Bolus-Konzept; einmalige Gabe von Verzögerungsinsulin. Und als weitere Therapieform gibt es eine "CIT" (Konventionelle Insulintherapie).
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In Mergentheim/Althausen ist man eh mit eigenen Begriffen schnell bei der Hand. So findet sich im Buch "Das A, B, C der Blutzucker-Korrektur für Typ I-Diabetiker" von B. Teupe auch eine Unterscheidung zwischen ICT (zweimalige Gabe von Verzögerungsinsulin) und "BBK" (Basis-Bolus-Konzept; einmalige Gabe von Verzögerungsinsulin.
Die, und zwar strenge, Unterscheidung zwischen ICT und BBK war seinerzeit, ich erinnere da aus 87, eine allgemeine "State of the Art Erscheinung". Als man mir, mit verschwörerischem Habitus BBK einspritzte, bzw. es mich einspritzen ließ, wurde ich aber deutlichst über den immensen Unterschied belehrt, als ich mal dazu meinte, das das doch auch nix wirklich anderes als die ICT sei.
Es war aber doch *tatsächlich* was anderes. Weil es nämlich in der Regel der Fälle an Ultratard gekoppelt war. Und das Zeug ist halt unberechenbar (gewesen?).
Das war in B, nicht in Mgthm..
Ich könnte mir denken, dass BBK eine Erfindung von Novo war, um Ultratard in den Markt zu pushen.
Gruß
Joa
p.s.
Die CT habe ich auch seinerzeit als CIT gehört. Ebenso nicht in Mgthm.
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Sozusagen Volltreffer? Bliebe noch die Frage nach den Kriterien "Insulinbedarf" und "Insulinempfindlichkeitsprofil".
Insulinempfindlichkeitsprofil :kratz: :kratz: Insulinbedarf wie meinst du das
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Insulinempfindlichkeitsprofil :kratz: :kratz: Insulinbedarf wie meinst du das
Insulinempfindlichkeitsprofil = zu welcher Tages-/Nachtzeit wieviel Insulin benötigt wird (Biorhythmus).
Insulinbedarf = der Tagesbedarf an Insulin bezogen auf 1 kg Körperlebendgewicht.
Dazu siehe auch:
http://www.chrostek.de/teupe/d_typ.html
Dabei handelt es sich um die Analogtabelle zu den aus meinen Schulungsunterlagen der DK-Mgthm. zitierten Angaben.
Gruß
Joa