Autor Thema: Fragen zu geriebenen Nüssen statt Mehl und zu Flüssigsüßstoff  (Gelesen 12365 mal)

Offline AmeLei

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Hallo zusammen,

ich habe mal wieder eine typische Anfängerfrage. Ich möchte meinen Mann, der morgen von einem Arbeitseinsatz aus Kanada zurückkehrt, gerne mit einem Kuchen überraschen und selbst auch davon essen können (am liebsten ohne schlechtes Gewissen).
Ist Nussmehl (geriebene Haselnüsse) für den Teig grundsätzlich besser geeignet für Diabetiker als normales Weißmehl oder Weißmehl gemischt mit Vollkornmehl? Es hat zwar erst einmal keine KH, aber dafür doch jede Menge Fett.
Den Zucker kann man ja -zumindest zur Hälfte- durch Süßstoff ersetzen. Gibt es da eine Formel, wieviel TL Flüssigsüßstoff wieviel g Zucker entsprechen?

Vielen Dank für eure Hilfe!
Internette Grüße aus der schönen Eifel
Amelei

Offline Floh

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Schwierige Frage. Typ 1 Diabetiker sollten inzwischen von all diesen Ersatzmitteln weggekommen sein. Die brachten teils mehr Probleme mit sich, als sie es wert waren (damals vor 30 Jahren hat man noch Zucker durch Fruchtzucker ersetzt und dann mehr Mehl genommen - so dass insgesamt sogar mehr Kohlenhydrate und Kalorien im Kuchen waren).

Nun ist die Situation bei Typ 2 / Tabletten ja eher auf die reduzierte Kalorienmenge und einen niedrigen glykämischen Index ausgelegt (so weit ich weiß - korrigiert mich, wenn ich da falsch liege). Von daher sind Nüsse als Mehlersatz sicherlich "besser" - die Insulinausschüttung für das zusätzliche Fett hat ja jede Menge Zeit.

Ich hätte sonst als Rezept noch einen Alternativvorschlag: Wie wäre es mit weniger Teig? Entweder durch viele Luftblasen (Einen Teil des Mehls (weniger als 20%) durch Kartoffelstärke ersetzen, viel Backpulver verwenden) oder durch einen dünnen Boden mit z.B. Frucht+Gelatine-belag.

Ansonsten: Ich persönlich würde bei einmaligen (oder zumindest sehr seltenen) Ereignissen ja schon fast sagen - lass es dir einfach schmecken. Da an einer Rezeptur herumzubasteln ist es nicht wert. Nimm ein kleineres Stück und genieß es ungeniert. Und ab übermorgen ist dann halt wieder zählen angesagt.

Offline Trüffel

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Hallo AmeLei,

grundsätzlich stellt sich mir die Frage, was genau Du willst. Sollen es weniger KH, soll der GI möglichst niedrig oder die Kalorienmenge gering sein?
Was hat man für Vorlieben und was ist man bereit, in Kauf zu nehmen?

Du kannst einen Teil des Mehls bzw. des Mehl/Stärke-Gemisches durch Nussmehl ersetzen. Der Teig wird dadurch tendentiell schwerer, wesentlich fettiger und eventuell gelingt er Dir nicht mehr (Biskuit). Er wird relativ fest werden und nicht so fluffig und hoch. Ohne Probleme geht das bis zu 50% bei Rührteigen und Knetteigen.

Deine Vermutungen bezüglich des Fettgehalts und der dadurch erhöhten Kalorienzufuhr ist richtig. Deswegen würde ich es auch keinem empfehlen! Es verändern sich ebenfalls Geschmack, Konsistenz, Volumen und mehr.

Wenn Du erreichen willst, dass der GI niedriger wird, bietet es sich generell an, etwas mit Obst zu machen und geringer ausgemahleneres Weizen- oder Dinkelmehl, d.h. eines mit höherer Typenzahl verwenden. Du kannst auch evtl. geforderte Menge an Stärke weglassen und stattdessen Mehl nehmen.
Mit Vollkornmehl bekommt das Gebäck einen anderen Geschmack, den nicht jeder mag und der nicht zu jedem Gebäck passt.
Wenn Dir/Euch das nichts ausmacht, kannst Du es verwenden. Ohne Probleme geht Weizenmehl Type 1050, das bekommst Du auch überall zu kaufen.

Prinzipiell hat ja jede Zutat ihre spezifischen Eigenschaften und somit auch ihren speziellen Sinn in den Rezepturen.

Mit Süßstoff kenne ich mich nicht mehr aus, den benutze ich seit Jahrzehnten nicht mehr zum Backen!  ::)

Viele Grüße
Trüffel

Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline AmeLei

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Danke Floh und Trüffel!

@ Floh
Ich glaube, du hast recht. Es wird das das Beste sein, einfach die Teigmenge niedrig zu halten und dann evtl oben den "Überbau" höher zu machen, z.B. aus Quark und Obst (ich habe frische Himbeeren gekauft).

@ Trüffel
Ja, das ist ja die Krux, was will ich eigentlich? Ich denke, Floh hat es auf den Punkt gebracht: am liebsten wenig Kalorien und einen niedrigen GI.
Was passt denn da? Ein dünner Hefeteig aus 1/2 Vollkormmehl (ich hätte Dinkel da) und 550er Weizen? Darauf eine Himbeer-Quark-Masse?
Nur bei dem schweren Nussteig, der nicht fluffig und nicht so hoch wird, muss ich widersprechen. Ich habe ein hervorragendes Rezept für einen Kuchen, der im Teig ganz ohne Mehl auskommt, sondern nur mit Haselnüssen gemacht wird und der wird immer herrlich locker. Allerdings kommt darauf eine Masse aus Äpfeln (geraspelt und mit 2 Eiern und Wasser und leider viel Zucker zu einer Apfel-Vanillecreme gerührt). Überflüssigerweise kommt darauf dann noch Sahne, Zimt und Zucker, so dass das eine wahre Kalorienbombe ist, leider auch dementsprechend lecker. Bei uns lieben alle diesen Kuchen. (Ich leider auch).

Blöderweise kann ich mich -wenn ich einmal angefangen habe und solange noch was da ist- sehr schlecht beherrschen. Von daher fallen mir die letzten beiden Sätze von Floh auch so schwer. Ich denke, das ist mein Hauptproblem. Ich bin ja erst seit 7 Wochen "dabei" und habe in dieser Zeit überhaupt nur einmal ein halbes Stück Hefekuchen (der Teig war Pizza-dünn) mit Rhabarber gegessen. Solange ich keinen Kuchen sehe, komme ich ohne ihn aus. Aber wenn er da ist.... *seufz*

Wahrscheinlich wäre das Gescheiteste, nur einen Minikuchen zu backen, so dass er morgen ganz aufgegessen wird. Blöderweise habe ich dafür keine Form, aber die steht jetzt weit oben auf meiner Wunschliste für die Zukunft.

Ich werde wohl einen Käsekuchen mit nur 50 g Grieß-Anteil und ohne weiteren Boden machen und dort die Himbeeren verarbeiten. Da sollte auch ich dann "zuschlagen" dürfen.

*grübel* *grübel* Ihr seht, ich bin immer noch sehr unentschlossen...
Internette Grüße aus der schönen Eifel
Amelei

Offline Selor

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Alles über meinen süßen Freund Norbert http://diabetes-typ-1.blogspot.de/

Offline Trüffel

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Ich weiß jetzt nicht genau, wie das bei Typ 2 läuft. Aber bei mir als Typ 1er geht es mit solchen KH/Engergie-lastigen Sachen besser, wenn ich mich gezielt in der Zeit der Boluswirkung bewege.
So lässt sich Insulin "sparen" und ich meine, dass das Essen nicht so ansetzt. Wenn ich mich nicht täusche, wird das auch bei Typ2 empfohlen, aber bin mir da nicht ganz sicher.

Wegen der Kuchengröße... Du könntest den halben Boden auch einfrieren, entweder wenn er fix und fertig ist oder als Boden.
Macht meine Ma auch immer und dann hat sie immer gleich einen Himbeerkuchen parat. Ein Boden und Himbeeren sind in der Gefriertruhe und eine Creme aus Quark und Schmand  oder Pudding sowie ein Guß ist gleich gemacht.
Das käme vielleicht auch für Dich in Frage.
Kalorienarmer Biskuit (da ohne Fett), Quark in Kombi mit Schmand (oder Pudding), Himbeeren, Guß mit Süßli.

Prinzipiell hast Du ja alles sehr gut verstanden und ich denke, Du findest schon was passendes.  :ja:

Viele Grüße
Petra
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Offline AmeLei

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Herzlichen Dank Selor für den Link. Da werde ich sicherlich mal etwas ausprobieren.

Auch dir nochmal herzlichen Dank, Trüffel. Das sit eine gute Idee mit dem halben eingefrorenen Boden, den man bei Bedarf schnell aufgetaut bekommt und dann belegen kann.

Ich habe übrigens heute den für mich wahrscheinlich besten Kuchen überhaupt gebacken, nämlich die Sorte "gar keinen".  ;D
Mein Mann letztendlich so spät an, dass nach dem verspäteten Mittagessen gar kein Kuchen mehr gepasst hätte. Ich verschiebe das auf morgen und dann gibt's erst einmal einen einfach Käsekuchen ohne Boden, mit Himbeeren drin. Das schmeckt bestimmt auch gut.

Edit: Übrigens muss ich feststellen, dass ich in den letzten 7 Wochen wunderbar ohne Süßkram ausgekommen bin und es mir nicht einmal schwer fiel, darauf zu verzichten. Vielleicht liegt das an den 25% Vollkorn, die ich seitdem im Brot verarbeite? Angeblich soll man ja, wenn man Vollkornprodukte isst, weniger Jieper auf die süßen Sachen haben, aber ob dazu tatsächlich schon 25% Vollkornanteil ausreichen?
Internette Grüße aus der schönen Eifel
Amelei

Offline Hexe

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Hallo erst mal :),

Hallo AmeLei,
.....
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Viele Grüße
Trüffel

Das mit dem Vollkornmehl bzw höhere Mehltype stimmt, mit dem Obst nicht.
Obst macht nicht das der GI niedriger wird, da ist ja Zucker drin, auch wenn es Fruchtzucker ist.
Fett sorgt dafür, dass der GI niedriger wird, weil Fett die Magenpassage verlangsamt.

@ AmeLei
ich halte das auch meist mit dem Käsekuchen ohne Boden-- mache den schon seit Jahrzehnten mit Süsstoff, klappt prima. Wie viel Süssstoffe statt Zucker steht auf den Fläschchen meist drauf. Ich nehme immer etwas weniger weil ich es nicht so süss mag.

Das mit dem Appetit auf Süssigkeiten ist oft so, wenn man die mal eine Zeit weg lässt, hat man weniger verlangen danach. :)

Liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline AmeLei

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Dankeschön Hexe!

Also ich habe ja jetzt seit über 8 Wochen nix Süßes mehr gegessen, auch kein Obst. Weil ich mich einfach nicht getraut hatte. Aber ich merke, dass jetzt so ein Jieper darauf kommt, was Süßes zwischen die Zähne zu bekommen. Aber -wie gesagt- ich kenne mich. Wenn ich mir Süßes gebe, dann "richtig". Dann ist es einfach nicht mit einem Stück Kuchen getan, dann sind es gleich zwei.  :-\
Noch ist es so, dass wenn ich "sündige", ich dann lieber ein paar Pommes esse oder sonst etwas, was ich mir selten gönne. Aber ich glaube, bald ist Kuchen fällig oder ein Teilchen oder sowas in der Art...
Internette Grüße aus der schönen Eifel
Amelei

Offline Hexe

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Hallöchen,

so ganz verzichten, ist auch nicht wirklich gut. Das liegt aber weniger am Zucker bzw. an den Süssigkeiten.
Das gilt für alles auf das man verzichten muss oder will.
Das liegt dann aber an der Psyche, man setzt sich selbst ja unter Druck. Wenn man zu viel "Druck" auf einen Luftballon ausübt, platzt er auch irgendwann.
Obst solltest du essen, sofern du es verträgst. Wegen der vielen guten Inhaltsstoffe, die wiegen den Fruchtzucker allemal auf.

Liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid